Meldungen häufen sich Die Horror-Droge Fentanyl kursiert auch in der Schweiz

toko

22.11.2023

Szene aus San Francisco. Die Stadt ist das Epizentrum der Opioid-Krise in den USA. Tausende Obdachlose zelten auf den Strassen, jede Woche sterben rund zehn Menschen an der Droge.
Szene aus San Francisco. Die Stadt ist das Epizentrum der Opioid-Krise in den USA. Tausende Obdachlose zelten auf den Strassen, jede Woche sterben rund zehn Menschen an der Droge.
IMAGO/Sipa USA

Fentanyl steht im Zentrum der Opioid-Krise in den USA, nicht selten führt der Konsum zum Tod. Einem Medienbericht zufolge ist die Horror-Droge auch hierzulande längst im Umlauf.

toko

22.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Opioid Fentanyl wird in Pflaster-Form als starkes Schmerzmittel verabreicht, aber auch als Droge konsumiert. Es steht im Zentrum der Opioid-Krise in den USA.
  • Die Epidemie verursacht jedes Jahr Zehntausende Todesopfer.
  • Auch in mehreren Schweizer Städten häufen sich Meldungen der Anlaufstellen. Es handelt sich einem Bericht zufolge dabei sowohl um eine Zunahme der Beratungsanfragen als auch um erstmalige Fälle.
  • Ein Pflaster wird entweder direkt verwendet, oder das Fentanyl wird aus diesem herausgelöst und etwa Heroin beigemischt.

Der Missbrauch des Schmerzmittels Fentanyl hat sich in den USA zu einer Epidemie entwickelt und verursacht dort gravierende Probleme. Das Medikament spielt eine Hauptrolle bei der Opioid-Krise in den USA, die jedes Jahr Zehntausende Todesopfer fordert.

Entsprechend nervös sind Gesundheitspolitiker in Europa. Schon länger erwarten auch Suchtexperten in der Schweiz, dass die synthetische Droge ankommen und womöglich Probleme schaffen wird.

Mehrere Fälle in der Schweiz

In diesem Jahr häufen sich entsprechende Meldungen aus mehreren Schweizer Städten, berichtet «20 Minuten». Demnach handelt es sich dabei sowohl um eine Zunahme an Beratungen als auch um erstmalige Fälle.

Etwa von der Gassenarbeit Luzern: Deren Betriebsleiter Adrian Klaus sagt der Pendlerzeitung: «Wir hatten dieses Jahr erstmals jemanden, der mit einem Fentanyl-Pflaster zu uns in die Kontakt- und Anlaufstelle kam.»

Ähnliches ist aus Solothurn zu hören. Dort hätten laut Sibylla Motschi, Leiterin der Kontakt- und Anlaufstelle der Suchthilfe-Institution Perspektive, Klientinnen und Klienten berichtet, Fentanyl-Pflaster seien «für einen kurzen Zeitraum ‹auf der Gasse› aufgetaucht».

«Es ist wie Heroin auf Anabolika»

Auch die Stiftung Suchthilfe in St. Gallen meldet eine «leichte Zunahme der Suchtbehandlungen zu Fentanyl», in Basel sei zudem im August in einer angeblichen Heroinprobe aus dem Darknet Fentanyl nachgewiesen worden.

Bei den Kontakt- und Anlaufstellen der nationalen Koordinationsstelle Infodrog hätten sich ausserdem Konsumenten gemeldet und «sporadisch Fragen zu Fentanyl gestellt». Im Sommer hatte Infodrug ein Faktenblatt zu Fentanyl herausgebracht.

Nach Angaben von «20 Minuten» liessen sich in der Zürcher Szene zudem mehrere Personen finden, die angaben, bereits Fentanyl konsumiert zu haben. Dies sowohl als Pflaster als auch als Pille oder Streckmittel für Heroin. So gab ein 28-jähriger Konsument an, mit Fentanyl gestrecktes Heroin geraucht zu haben. «Es ist wie Heroin auf Anabolika», sagt er.

US-Zustände nicht zu befürchten

Bei Fentanyl handelt es sich um ein synthetisches Opioid, das rund 50-mal stärker wirkt als Heroin und nicht selten zum Tod der Konsument*innen führt. Im April starb etwa der Rapper Coolio an einem Herzstillstand, der durch eine Überdosis Fentanyl hervorgerufen worden war. 

Laut Suchtexperten lässt die Häufung der Fälle in der Schweiz aber noch keine Zustände wie in den USA befürchten. Laut Marc Vogel, Leiter des Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, ist die «Behandlungsstruktur mit Ersatztherapien» deutlich besser als in Nordamerika. 

Neben bereits heroinabhängigen Personen sieht er insbesondere «jüngere und experimentierbereite Konsumenten» gefährdet. «Über kurz oder lang wird Fentanyl in der Schweiz gehandelt und konsumiert werden», sagt er.